Individualreise / Backpacking im Iran – Ein Interview

Backpacking im Iran

Eine Individualreise durch den Iran. Daran denken noch nicht viele, aber es gibt viele Backpacker, die den Iran erkunden wollen, oder schon getan haben und von jedem einzelnen habe ich nur positives gehoert. Seitdem ist der Iran auch auf meiner Wunschliste. Viel zu sehr sind wir von den Medien gepraegt. Da wird skeptik geschnürrt – sogar Angst. Auf meiner Weltreise waren gerade die Laender, von denen nicht so viel Gutes in den Medien berichtet wurde, die besten. Das Interview mit dem Muger, der nicht nur einmal im Iran war.

 

 

Hallo Muger! Erst einmal zu dir – Wer bist du und was machst du?

Das ist keine einfache Frage, denn ich schreibe unter dem Pseudonym „der Muger“. Der ist nur eine Kunstfigur, durch dessen Augen ich die Welt anschaue. In Wirklichkeit bin ich aber ganz normal und reise seit vielen Jahren nach Nordafrika, Osteuropa und in den Orient. Früher beruflich und immer aus Leidenschaft.

 

Iran Isfahan

Iran Isfahan © Muger

 

Du warst im Iran und wie kam es dazu?

Ich war jetzt zum vierten Mal im Iran. Früher immer auf der Durchreise nach Indien, jetzt als Rundreise im Dreieck Isfahan, Yazd, Shiraz.
Diesmal wollte ich zwei neue Sachen ausprobieren: Visum on arrival und Mietauto. Beides ist seit Kurzem möglich – und beides hat problemlos geklappt.

 

Backpacking im Iran? Pauschal oder Individuell, wie warst du unterwegs?

Wir waren im Iran immer individuell unterwegs. Es gibt ja mehr als genug Hotels, Fernbusse, Züge und Taxis, so dass man recht einfach reisen kann. Allerdings war ich jedesmal mit dem eigenen Auto unterwegs. Das macht das Reisen sehr angenehm, ist aber auch mit Aufwand verbunden. Die Anreise ist weit und die Einreise aufwändig und kostspielig. Dafür ist man dann sehr flexibel und kommt auch an abgelegene Orte, kann anhalten wo man will und spart sich unendlich viel Lauferei.

 

Aber Obacht; wer den gesamten Iran anschauen will, braucht viel Zeit. Der Iran ist fast fünfmal so gross wie Deutschland und die Berge sind doppelt so hoch. Das Klima und die Kulturen sind dementsprechend auch sehr unterschiedlich. Während es an den Persischen Golf tropisch heiss ist, regnet es am Kaspischen Meer und in den Gebirgsregionen liegt noch meterhoch der Schnee.

 

Iran Persepolis

Iran Persepolis © Muger

 

Was war dein persönliches Highlight im Iran?

Das ist nicht einfach zu sagen. Natürlich mag ich die freundlichen Leute und die einzigartigen Bauwerke und Basare. Aber vor allem die vielen Un-Sehenswürdigkeiten; verlassenen Lehmstädte, die Salinen, die Skigebiete im Hochgebirge – und natürlich unsere Fahrt mit dem Schwanen-Pedalo.

 

Irgendwann möchte ich noch auf der spektakulären Bahnstrecke von Teheran nach Qaemshahr fahren. Und nach Bam und Kerman möchte ich wieder einmal, denn seit dem grossen Erdbeben war ich nie mehr da.

 

Ist der Iran ein Kulturschock für Europäer?

Nein, ich glaube nicht. Der Iran ist viel weniger exotisch, als manche denken. Vielleicht vergleichbar mit Griechenland oder Marokko. Davon dass im Staat die schiitische Religion so eine zentrale Rolle spielt, merkt man als Tourist nichts. Die einzige Einschränkung sind das Alkoholverbot und die Kopftuchpflicht für die Frauen. Sonst kann man tun und lassen was man will. Man wird stets freundlich aufgenommen und über allfällige „Fehltritte“ wird grosszügig hinweggesehen.

 

Iran Isfahan Lotfollah

Iran Isfahan Lotfollah © Muger

 

Hand auf Herz – was ist dran an der Sicherheitslage im Iran?

Seit der Revolution vor 35 Jahren ist die Sicherheit im Iran sehr stabil. Auch wenn in fast allen Nachbarländern Kriege toben, der Iran konnte sich immer heraushalten und blieb friedlich. Auch IS, Taliban und ähnliche konnte im Iran bisher nie Fuss fassen.
Die Alltags-Kriminalität ist trotz des Wohlstandsgefälles erstaunlich gering. Wir haben nie irgendwelche unangenehmen Vorfälle erlebt, und auch von anderen Reisenden nie von so etwas erzählt bekommen. Der Iran ist vermutlich im Orient und der arabischen Welt das sicherste Land.

 

Wenn dich jemand fragt, ob er nach Iran Reisen sollte oder nicht, was würdest du antworten?

Wer den Orient mag, sollte unbedingt hin reisen. Nie war es so einfach wie jetzt. Die Flüge sind billig, das Visum gibt’s am Flughafen und noch sind kaum westliche Touristen da. In Vergleich zu früher ist der Iran aber sehr viel teurer geworden. Jetzt ist vielleicht die letzte Gelegenheit, den „alten“ Iran zu erleben.

 

Aber eigentlich ist sie schon zu spät. Am Persischen Golf spriessen die Luxushotels und Zollfrei-Shoppingparadiese aus dem Boden und arabische Touristen fluten das Land und geniessen all die Freiheiten, die ihnen zuhause verwehrt sind.

 

Iran Isfahan

Iran Isfahan © Muger

 

Was ist dir generell auf Reisen am wichtigsten?

Ich mag gerne fremde Länder anschauen. Dabei ist es mir aber völlig egal, ob die „schön“ sind. Ich will sie entdecken, erleben und da keinen Urlaub machen. Ganz besonders mag ich Überlandreisen; von zuhause nach Nepal, Mali, Libyen oder in die Ukraine. Immer mit dem eigenen Camper und immer individuell.

 

Ich möchte mich bei dir für das Interview bedanken! Gibt es noch etwas, was du loswerden willst?

Auch wenn das jetzt alles wie eine Lobhudelei rüber kommt, auch im Iran liegt manches im Argen. Die Arbeitslosigkeit, die mangelnde Pressefreiheit, das kränkelnde Sozialsystem, der überbordende Autoverkehr… Aber der Iran ist trotzdem ganz anders, als er hier in den Medien dargestellt wird – nämlich ganz gewöhnlich. Als Tourist erlebt man ihn als ein buntes, freundliches Land mit äusserst netten Menschen. Wer mehr darueber lesen wird findet mich auf dermuger.blogspot.co.uk wieder…

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2 comments

  • Wirklich ein colles Interview und mit dem Iran eine Destination, die ich in jedem Fall bald noch besuchen werde. Und dann natürlich als Individualreisender. Eine geführte Rundreise kommt für mich nicht in Frage.

  • Ein sehr spannender Artikel hat mir echt sehr gefallen und der Iran ist auch ein sehr sehr cooles Reisezielland

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