Weltreise mit dem Segelboot

Weltreise_Segelboot

Nicht nur Segelfans im Ruhestand träumen davon, den Traum einer Weltreise zu verwirklichen. Und wer sich verbunden mit dem Wasser fühlt, wird auch irgendwann einmal an eine längere Reise mit dem eigenen Segelboot denken. Doch was müsst ihr bei der oftmals mehrjährigen Planung beachten? Zurzeit befinden sich etwa 150 deutsche Segelboote auf Weltumsegelung, die in etwa drei bis fünf Jahre dauert. Doch eine deutlich größere Zahl entscheidet sich für kürzere Törns, die drei bis fünf Monate andauern. Wir wollen uns in dem Artikel doch mal genau anschauen, was man für eine Weltumsegelung denn so brauch, welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen und wo wir das ganze auch vergolden lassen können.

 

Weltumsegelung – So klappt es!

Die häufigsten Fragen der Segelbegeisterten drehen sich um die Eignung des eigenen Bootes und die entstehenden Kosten. Oberste Priorität ist jedoch die Sicherheit. Doch absolute Sicherheit und gleichzeitig Abenteuer schließen sich oftmals aus. Zwar sind die Boote sicherer, größer und komfortabler geworden, aber eine 100%ige Sicherheit kann es nie geben. Durch eine gute Reiseplanung (Route, Budget, Ausrüstung) kann das Risiko jedoch gemindert werden. Große Sicherheiten bieten nur Gruppensegeltouren, die von professionellen Unternehmen angeboten werden.
 

Was das Boot und der Bootsführer alles können muss!

Neben einem Segelschein sollten Weltumsegler zusätzlich über einen Sportbootführerschein für See und Binnen verfügen, um auf See auch den widrigsten Umständen trotzen zu können. Das Boot sollte ein Fahrtensegler sein, der über einen Einbaumotor verfügt, ebenso sollte eine Bordtoilette und Küche vorhanden sein. Die technische Ausrüstung muss einwandfrei funktionieren und zuvor einer Inspektion unterworfen werden. Ihr selber solltet Kenntnisse in den Bereichen Funk, Navigation bei Nacht und Scherwetter verfügen und in der Lage sein, das Boot mit dem eigenen Werkzeug im Notfall selber reparieren zu können. Ebenso verlangt das Segeln in Küstennähe zusätzliche Kenntnisse in der Berufsschifffahrt, den Wassertiefen und Strömungen sowie den Windänderungen.
 

Offizielle Anlaufstellen für Weltumsegler

Um als Weltumsegler anerkannt zu werden, müssen gemäß dem World Sailing Speed Record Council (WSSRC) und der International Sailing Federation (ISAF) alle Längengrade des Globus entweder west- oder ostwärts einmal überquert werden und den Äquator streifen. Ebenso muss die absolvierte Segelstrecke mindestens 21.600 Seemeilen betragen.

 

 

Weltumsegelung – Die richtige Ausrüstung ist ausschlaggebend für den Erfolg!

Der wohl häufigste Fehler bei der Schiffsauswahl ist es, die Geschwindigkeit oder Segeleigenschaft der Kabinengröße Vorrang zu geben. Doch es ist erwiesen, das Langfahrtsegler mindestens 70 Prozent ihrer Zeit vor Anker liegend oder im Hafen verbringen. Nur der Rest wird auf See verbracht. Daher ist das Boot in erster Linie Wohnraum. Und die Schiffsgröße kann später nicht mehr geändert werden, anders als das Zubehör. Dies sollte beim Bootskauf unbedingt bedacht werden! Die Größe des Schiffes sollte zwischen acht und vierzehn Metern liegen. Das Boot kann aus Aluminium, Kunststoff oder Stahl sein. Hier gilt, dass fast alle Schiffe, unabhängig von ihrem Material, prinzipiell immer für die Passatroute geeignet sind. Eine gebrauchte Charterjacht einer guten Verleihfirma genügt den Ansprüchen für diese Light-Weltumsegelung in der Regel. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Osmose vorliegt. Solch eine Sanierung kann schnell genauso viel kosten, wie das gebrauchte Schiff zuvor gekostet hat. Als Faustregel gilt, dass eine Segeljacht, die den Anforderungen der Nordsee erfüllt, generell auch für das Passatsegeln reicht. Denn eine gute Hochseejacht wird maßgeblich von der Geschicklichkeit der Crew bestimmt!
 

Energiehaushalt auf der Segel-Weltreise

Segelt ihr im Mittelmeer von einer Marina zur nächsten und liegt dabei an der Steckdose, werdet ihr gar nicht mitbekommen, wie es mit dem Energiehaushalt an Bord steht. Denn der ist begrenzt. Abhilfe schaffen Solarpanele und Windgeneratoren sowie eine ausreichend dimensionierte Batterie.
 

Anker und Beiboot klar zum anlegen

Auch dem Beiboot wird bei der Planung einer Weltumsegelung zumeist zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Ähnlich wie das Auto Zuhause, ist das Beiboot jedoch extrem wichtig, denn das Ding ist zumeist die einzige Möglichkeit zu einem Landgang. Daher sollte dies dem internationalen Standard „Caribe“ entsprechen und mit einem passenden Außenborder ausgestattet sein.

 

Auch das Ankergeschirr muss den Anforderungen an eine Langfahrt genügen. Dafür sollte es aus mindestens drei Ankern plus Kette bestehen, wobei die Kette möglichst elektrisch oder hydraulisch sein sollte.
 

Noch mehr Segelausrüstung und Dinge zu beachten

Die Notwendigkeit einer Windselbststeuerungsanlage wird meistens erst dann erkannt, wenn sie fernab einer Werft dringend benötigt wird, denn mangels Strom und wegen hoher Störanfälligkeit eignet sich eine elektrische Anlage zumeist nur bedingt. Auch der Segelgarderobe wird oftmals zu wenig Bedeutung eingeräumt. Auch wenn 80 Prozent der Winde aus dem achterlichen Bereich kommen, sollte man stets im Auge behalten, dass die Segelgarderobe nicht einfach umgerüstet werden kann.

 

Zubehör, welches einen hohen Stromverbrauch besitzt, ist für Langstrecken absolut untauglich. So sollte bei der Wahl eines geeigneten Kühlschranks stets dessen Strombedarf bedacht werden. Ebenso ist zu bedenken, dass in einigen Ländern in der Marina der Ladestrom 110 Volt und 60 Hertz haben wird und somit auch evtl. zuvor gekauftes Zubehör völlig ungeeignet sein wird.
 

Weltumsegelung – Die Weltreise Planung

Auch wenn die Planung der Reise viel Vorfreude und Spaß bereitet, ist es niemals möglich, eine langjährige Weltumsegelung bis in das kleinste Detail zu planen. Da ihr unterwegs die aktuellsten und besten Tipps und Informationen von Gleichgesinnten erhaltet, reicht es, lediglich den ersten Streckenabschnitt zu planen. Denn ein Reiz des Segelns ist es schließlich, unabhängig zu sein.

 

Die für die lange Reise benötigten finanziellen Mittel hängen stark vom eigenen Lebensstandard ab. So gibt es Segler, die mit nur ein paar Dollar am Tag leben können, andere benötigen hingegen gleich einige Tausend. Was allerdings nicht planbar ist, sind eventuell anfallende Kosten für eine Bootsreparatur.

 

 

Wunschtraum und Notwendigkeit unterscheiden

Häufig gehen Langfahrtsegler unter falschen Voraussetzungen auf Tour. Denn der Traum vom Schwimmen, Tauchen und Sonnen kann schnell dahin sein, wenn schlechtes Wetter und womöglich noch Seekrankheit dazu kommen. Nicht umsonst heißt Weltumsegeln auch, das Boot stets in einem technisch einwandfreien Zustand zu halten und es, falls notwendig, zu reparieren.

 

Selbstverständlich ist die Grundvoraussetzung für eine Weltumsegelung, dass ihr segeln könnt und auch Erfahrung mit einem Boot der gleichen Größe habt. Erfahrungen mit dem Segeln einer Jolle reichen dafür nicht aus! Richtiges Segeln lernt man am besten durch das Mitsegeln auf einem Boot ähnlicher Größe, wie es für die Weltumsegelung geplant ist. Einige Charterfirmen bieten Überführungstörns an, die eine gute Einsteigehilfe für zukünftige Weltenbummler bieten.
 

Wie plant man eine Weltreise mit Segelboot

Nachfolgende Punkte sollten stets beherzigt werden, wenn eure Langfahrt zu einem Erfolg werden soll:
 

  • Geeignete Route wählen
  • Gesunde und geeignete Mannschaft finden
  • Gutes Boot finden
  • Genügend Zeit und genügend Finanzen besitzen
  • Vollständige Ausrüstung besitzen
  • Richtige Einstellung
  • Gute Vorbereitung

Der Segelweg entscheidet über die Schwierigkeit der Strecke. Dabei muss nicht nur die Richtung stimmen, sondern auch die Winde sind zu beachten. Diese sollten möglichst von achtern oder querab kommen. Daher stehen in der Praxis nur zwei Routenmöglichkeiten zur Wahl: entweder mit Hilfe der Roaring Fourties (brüllender Vierziger) in hohe südliche Breiten von West nach Ost oder von Ost nach West mithilfe der Passatwinde.

 

Dabei ist die Passatroute die deutlich einfachere Route. Sie ist sogar, wenn nicht gerade ein tropischer Orkan oder Hurrikan stört, einfacher zu bewältigen als das Segeln in der Nordsee.
 

Weltumsegelung – Die berühmte Barfußroute

Heutzutage ist eine Weltumsegelung nicht mehr mit den Gefahren in früheren Zeiten verbunden. Das Material der Boote ist inzwischen besser und die Technik hat auch hier Einzug gehalten. Eine Navigation, wie früher notwendig, gibt es nicht mehr und dank moderner Technik ist diese inzwischen ein Kinderspiel. Dank Echolot können Untiefen frühzeitig erkannt werden und auch der Wetterbericht ist stets aktuell.

 

Die definitiv leichteste Route für eine Weltumsegelung ist die Passatroute über die Kanaren, Westindien, durch den Panama-Kanal und in die Südsee. Während der Hurrikan-Saison sollte ein Stop in einem sicheren Hafen in Australien oder Neuseeland eingelegt werden, auch Tahiti und Fidschi kommen infrage. Im Mai geht die Route dann weiter durch die Torresstraße, dem Indischen Ozean, Kap der Guten Hoffnung durch den Südatlantik mit dem Ziel Azoren oder Karibik.

 

Diese klassische Weltumsegelung dauert gewöhnlich drei Jahre. Wegen der globalen Wind- und Wetter- sowie Strömungsverhältnisse ist eine kürzere Route nicht ratsam. Denn dadurch steigen die Risiken auf ungünstige Wetterverhältnisse zu treffen oder in die Hurrikan-Saison zu geraten. Ihren Namen erhielten die stetigen Passatwinde vom englischen Wort „trade winds“, da die ehemaligen Handelsschiffe den Winden auf ihren früheren Fahrten folgten. Im Allgemeinen wehen sie aus Nordost in der nördlichen Hemisphäre und aus Südost in der südlichen Hemisphäre. Dabei erreichen sie durchschnittlich Stärken von 4 bis 5 und nur sehr selten Sturmstärken. Im Passat ist das Wetter in der Regel sehr angenehm mit blauem Himmel, verbunden mit ein paar Kumuluswolken. Das Segeln dort ist entsprechend erholsam.
 

Weltreise auf dem Boot – wann gehts los?

Im Herbst findet ihr euch dann für den Start auf den Kanaren ein. Den Sommer könnt ihr gut in Griechenland verbringen, welches nicht ohne Grund zu den abwechslungsreichsten und begehrtesten Segelrevieren zählt. Griechenland punktet mit einem angenehmen Klima und bietet einsame Ankerbuchten und komfortable Marinas. Das Segeln entlang der griechischen Küste und der vier Meere (Ionisches Meer, Ägäis, Kretisches Meer, Mittelmeer) entlang unzähliger kleiner griechischen Inseln ist ideal, um Natur pur, ohne dem ansonsten üblichen Menschengedränge, zu erleben. Auf den Sporaden könnt ihr die Seetüchtigkeit eures Bootes auch bei starken Winden testen. Das passende Segelboot finden und auf ins Abenteuer.

 

Zur Weihnachtszeit solltet ihr euch dann in die Karibik einfinden. Das genaue Ziel wird der Westsüdwind der Kanaren vorgeben und bei Ankunft ist die Hurrikan-Zeit in der Karibik vorbei, bevor sie wieder im Mai erneut beginnt. Spätestens dann heißt es rechtzeitig weiter Richtung Panama Kanal segeln.

 

Während der dreijährigen Weltumsegelung werdet ihr etwa 25 bis 35 Länder anlaufen. Da die Route dem Passatwindgürtel von Ost nach West folgt, werden einige Länder jedoch nicht angelaufen, wie zum Beispiel Afrika, Nord- und Südamerika ebenso wie einige ostasiatische Staaten.

 

Bildquellen:
Segelboot © aragami – Fotolia.com
Seekarte © Daniel Täger – Fotolia.com
Puerto de Mogan © d40xboy – Fotolia.com

2 comments

  • Hey, eine super invormative Seite hast du da gemacht.

    Und auch etwas über Segler geschrieben. Das gefällt mir.
    Du hast uns mit deinen jungen Jahren schon einiges voraus.

    Wir bereiten uns auch schon seit einiger Zeit auf eine Weltbesegelung vor – mal schauen, wann es endlich soweit ist.

    Wünsche Dir noch viele schöne Reisen und vielleicht treffen wir uns ja mal wo in einer schönen Bucht 😉

    LG Markus

  • Pingback: Mit der Fähre durch Europa | Backpacker Reise

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